Ereignisse im Jahr 2003
Eine einmalige, zentrale Aufgabe für den Fachbereich Chemie
war die Ausrichtung und Gestaltung des Jahres der Chemie, das in 2003
bundesweit erstmals ausgerufen wurde. Der FB Chemie hat dazu ein attraktives
Programm gestaltet, das zunächst aus Tagen der Fachrichtungen bestand. Die
einzelnen Veranstaltungen können der folgenden Liste entnommen werden.
Tag der
Technischen Chemie 11.02.2003
Prof.
Dr. Peter Claus, TU Darmstadt
Silber
und Gold: Alte Metalle im neuen Glanz der Katalyse
Tag der
Lebensmittelchemie 8.05.2003
Prof.
Dr. Peter Winterhalter, TU Braunschweig
Mythos
Bioaktivität pflanzlicher Lebensmittel –
was
wissen wir wirklich?
Tag der
Physikalischen Chemie 5.06.2004
Prof.
Dr. Christoph Bräuchle, Universität München
Beobachtung
eines einzelnen Virus auf seinem
Infektionsweg
in eine lebende Zelle
Tag der
Anorganischen Chemie 26.06.2003
Prof.
Dr. Karl Wieghardt, MPI für Strahlenchemie, Mühlheim
Ultraspurenelemente
in der Biologie: wozu werden sie gebraucht
Tag der
Biochemie 10.07.2003
Em.
Prof. Dr. Gerhard Habermehl, Universität Hannover
Gifttiere
und ihre Waffen
Tag der
Organischen Chemie 27.11.1003
B.
Brackmann, Firma Cognis Deutschland, Düsseldorf
Multitalent
nachwachsende Rohstoffe
Jeder dieser Vorträge wurde durch
ein Rahmenprogramm ergänzt, das die ausrichtende Fachrichtung in Eigenverantwortung
gestaltet hat, und das dazu diente, die Kaiserslauterer Arbeitskreise und die
dort vertretenen Forschungsrichtungen vorzustellen.
Zum Höhepunkt des Jahres der Chemie
wurde sicherlich der Tag der offenen Tür am 20.09.2003, der ja mit unserem Alumni-Treffen eingeläutet wurde. Mit über 400 Besuchern
erzielte der Tag der offenen Tür eine Resonanz, die weit über unseren eigenen
Erwartungen lag. Besonders schön war es, zu sehen, mit welcher Begeisterung die
Kinder an die angebotenen Versuche herangingen, und wie sie die Experimente im
Vortrag von Herrn Sitzmann zum Leben und Wirken von Justus Liebig verfolgten.
Hier sind sicherlich die Grundsteine für die Karrieren einiger
“Nachwuchsforscher” gelegt worden.
Mit Sicherheit haben die wohlüberlegten
Aktivitäten der Kaiserslauterer Chemie einige echte und neue Anknüpfungspunkte
für das weitere Werben des Fachbereichs in der Öffentlichkeit gefunden. Wir
erhoffen uns daraus eine gesteigerte Attraktivität für potentielle, zukünftige
Studierende und eine breitere Akzeptanz für unsere Anliegen. Um
so trauriger ist es, dass dieser positiven Entwicklung die landes- und
universitätsweite Finanzmisere (siehe unten) entgegenwirkt und unsere
bisherigen Erfolge in der Öffentlichkeitsarbeit zunichte zu machen droht.
Über das Jahr 2003 verteilt hat es
etliche Entwicklungen im Personalbereich gegeben. Die wichtigsten
Änderungen möchte ich kurz zusammenfassen.
Zum 1. April hat Herr Priv. Doz.
Dr.-Ing. J. Hartung (Würzburg) als Nachfolger von Herrn Prof. Regitz seinen Dienst in der Fachrichtung Organische Chemie
aufgenommen und wurde zum Universitätsprofessor ernannt. Bereits jetzt können
wir sagen, dass Herr Hartung sich als neuer Kollege bestens eingelebt hat und
“unsere” Organische Chemie sicherlich positiv weiterentwickeln wird.
Am 20. Mai 2003
hatten wir die ehrenvolle Pflicht, Herrn Prof. F. Preuss
in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden. Dafür hat der Fachbereich
eine kleine Feier organisiert, mit Prof. Dr. W. Sheldrick,
Universität Bochum, als Festredner, der über Bioorganometallchemie
– Anwendungsbeispiele und Perspektiven einer jungen
Forschungsrichtung vortrug. Ganz besonders bedanken wir uns bei Herrn Kollegen Preuss dafür, dass er noch mehrere Semester über seine
eigentliche Emeritierung hinaus eine Lehrvertretung in der Anorganischen Chemie
wahrgenommen hat.
Am 22. Mai 2003
hat der Präsident der Universität, Herr Prof. H. Schmidt, auf Vorschlag des
Fachbereichs Chemie, in einer kleinen Feierstunde im Chemiegebäude Herrn Dr.
Ulrich Fischer (Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Weinbau, Neustadt a. d.W.) eine Honorarprofessur verliehen. Herr Dr. U. Fischer
nimmt seit langem einen Lehrauftrag im Bereich der Lebensmittelchemie wahr, und
ist dem Fachbereich eng verbunden. Seine önologische
Kompetenz stellte er im Anschluss an die Verleihung mit Wein und Sekt aus
selbst geernteten und selbst gekelterten Trauben hervorragend unter Beweis.
Frau PD Dr. D.
Marko wurde mit Wirkung vom 1.11.2003 zur Juniorprofessorin ernannt. Sie
arbeitet im Bereich der Lebensmittelchemie und wird in Zukunft die Kollegen
Eisenbrand und Schrenk aktiv unterstützen.
Nachdem Herr
Prof. Comba (Heidelberg) den Ruf auf die C4-Professur
Anorganische Chemie (Nachfolge Prof. Kreiter)
abgelehnt hat, erging vom MWWFK ein Ruf an Herrn Prof. Heinrich Lang (TU
Chemnitz). Die Verhandlungen mit Herrn Prof. Lang dauern an und sollen
demnächst abgeschlossen werden. (Nachträgliche Anmerkung: Inzwischen hat auch
Herr Lang den Ruf abgelehnt, der jetzt an Herrn Prof. Thiel, ebenfalls
Chemnitz, ergangen ist.)
Das MWWFK hat des
Weiteren einen Ruf auf eine neue C3-Professur für Biochemie am Fachbereich
Chemie an Herrn Priv. Doz. Dr. Thomas Kietzmann (Uni Göttingen) ausgesprochen.
Hier konnten die Verhandlungen zur Ausstattung der neuen Professur vor kurzem
erfolgreich abgeschlossen werden.
Zwei
Gastprofessoren gibt es hervorzuheben. In der Physikalischen Chemie ist Dr. Sotiris Xantheas vom Pacific
Northwest National Laboratory, U.S.A. für neun Monate zu Gast, und in der
Lebensmittelchemie war für zwei Monate Prof. Jae-Ho
Yang von der Catholic University of Daegu, Süd-Korea, zu Besuch.
Stellvertretend
für alle langjährigen und verdienten Mitarbeiter, sei hier auf drei einzelne
und vielleicht besondere Ereignisse hingewiesen. Herr Dr. B. Weber,
langjähriger Leiter der Analytikabteilung in der Organischen Chemie, ist seit 1.8.2003 im Ruhestand.
Zwei “runde”
Geburtstage galt es zu würdigen: Im Januar
wurde Herr Prof. Himbert 60 Jahre alt. Dazu
veranstaltete der Fachbereich am 21.März eine kleine Feierstunde mit launiger
Laudatio und Prof. Dr. Maaß als Festredner, der zum
Thema Aminoallene – vielseitige Vorstufen für Stickstoff-Heterozyklen
sprach.
Nur knapp drei
Monate später galt es, Prof. W. Trommer zu würdigen, der am 11. Juni ebenfalls 60 Jahre alt
geworden ist. Dazu haben wir einen weiteren festlichen Nachmittag ausgerichtet,
und zwar am 13. Juni. Bemerkenswert war dabei, dass aus diesem Anlass alle (!) vier
ehemaligen Präsidenten der Universität, Prof. Dr. Helmut Ehrhardt, Prof. Dr. Dieter
Maaß, Prof. Dr. Klaus Landfried und Prof. Dr.-Ing.
Günter Warnecke und der amtierende Präsident, Prof. Dr. Helmut Schmidt sowie
der Kanzler, Herr Stefan Lorenz erschienen sind, um dem ehemaligen
Vizepräsidenten Trommer die Ehre zu geben. Nach
Laudatio mit Bildern aus der Jugendzeit wurde unserem Kollegen Trommer als Geschenk des Fachbereichs eine Bronzeskulptur
von Gernot Rumpf überreicht - ein Unikat, zu diesem Anlass angefertigt. Die
Skulptur stellt eine Katze auf einem ESR-Magneten
dar, eine gelungene Idee. Zum Festvortrag haben wir Prof. Dr. Klaus Möbius
gewinnen können, der über Elektronenspin-Resonanz bei
hohen Magnetfeldern: Struktur und Dynamik von spinmarkierten Proteinen bei kanalbildenden Prozessen vortrug.
Wie jedes Jahr,
so galt es auch in 2003 einige Preisverleihungen durchzuführen. Der Steinhofer-Preis 2002 wurde am 16. Mai an Frau Dr. Silke
Conrad und Herrn Marc Brulport verliehen. Anlässlich
der Preisverleihung konnte auch in diesem “besonderen” Jahr ein namhafter
Festredner gewonnen werden, Prof. Dr. Drs. h.c. Kurt Wüthrich –
Nobelpreisträger für Chemie 2002, der über Strukturaufklärung von Proteinen mit
Hilfe der NMR-Spektroskopie vortrug.
Die
Procter & Gamble-Preise 2002 wurden am 11.
Februar für die drei besten Vordiplome im Rahmen einer GDCh
Veranstaltung feierlich verliehen.
Die Einschreibungen neuer
Studierender haben erfreulicherweise wieder den im Vorjahr stark
angestiegenen Umfang erreicht. Im Sommer- und im Wintersemester haben zusammen
155 Studierende neu in der Chemie angefangen. Davon entfielen auf die einzelnen
Studiengänge folgende Anteile:
Diplom-Chemie 62
Lehramt Gymnasien 30
Lehramt Realschule 5
Kontaktstudium 4
Lebensmittelchemie 14
Wirtschaftschemie 10
Wirtschaftsingenieurwesen/Chemie 22
Promotionsstudium 8
Dabei zeigte sich erstmals eine
deutliche Verlagerung der Ersteinschreibungen vom Winter- auf das
Sommersemester. Im WS 2003/2004 hatte die Chemie insgesamt etwas über 600
Studierende. Erfreulich war auch die nach wie vor bemerkenswerte Anzahl von 16
Promotionen, die in 2003 ihren Abschluss fanden, davon vier mit Auszeichnung.
Erwähnenswert ist noch, dass es dem
Fachbereich Chemie nach jahrelangem Ringen zum Sommer gelungen ist, das neue
Fachbereichslogo zusammen mit zwei großen und weithin lesbaren Schriftzügen
“Chemie” über Haupt- und Seiteneingang des Chemiegebäudes anbringen zu lassen.
Bisherige Versuche scheiterten an der zwingenden Auflage, dass jegliche
Kennzeichnung sich ohne weiteren Schaden wieder entfernen lassen muss.
Schließlich konnte das Problem durch farbige, lichtechte und wetterfeste
Klebefolien gelöst werden. Beides, Schriftzug und Logo, in blau-rot, wirken auf
dem weißen Untergrund der Gebäudeaußenwand ganz hervorragend und tragen damit
jetzt auch unsere Identität nach außen.
Bei der Großgeräteausstattung
des Fachbereiches mit allen zur Verfügung stehenden Geräten gibt es Positives
zu vermelden. Die Neubeschaffung eines 600 MHz NMR-Spektrometers
mit drei Anregungskanälen und HPLC-Kopplung wurde im
Rahmen eines HBFG-Verfahrens genehmigt. Mit Lieferung
und Installation ist in der ersten Hälfte 2004 zu rechnen. Für den Betrieb
verantwortlich zeichnen wird die Anorganische Chemie.
Darüber hinaus ist es dem
Fachbereich Chemie gelungen, via Bewilligung eines weiteren HBFG-Vefahrens
ein Hochleistungs-Tandem-Massenspektrometer zu
beschaffen, das auf dem Reflektron-Time-of-Flight
Verfahren (ReTOF) beruht und mit einer
Festphasenionenquelle via MALDI-Technik ausgestattet
ist. Dank der im Prinzip vollständigen Automatisierung des Messbetriebes werden
wir mit diesem Gerät einen hohen Probendurchsatz fahren können. Für den Betrieb
werden hier die Organische- und Physikalische Chemie gemeinsam sorgen.
Bevor wir zur aktuellen Lage des
Fachbereichs kommen, sollte zunächst einmal die Arbeit all derjenigen gewürdigt
werden, die tag-täglich am Fachbereich Chemie und für den Fachbereich den Alltagsbetrieb
aufrechterhalten, ohne dass ihnen dafür regelmäßiger Dank zukäme. Ohne unsere
fleißigen Helfer, die ohne großes Klagen den Ochsenkarren ziehen, wären wir
verloren und könnten dicht machen. Ich denke dabei an das Dekanat und die
Abteilungssekretariate, an die Techniker und Laborassistenten in den
Abteilungen, aber auch an die Lagerverwaltung. Ihnen allen ein herzliches
Dankeschön für Ihre wertvolle Arbeit.
Umso trauriger stimmt es uns alle,
dass sich der Fachbereich Chemie auch im Jahr 2003 wieder in einer finanziell
und personell angespannten Lage befunden hat. Um bleibende Einschnitte in der
Funktionalität des Fachbereichs, also der Aufrechterhaltung von Lehre und
Forschung zu vermeiden, mussten insbesondere die wissenschaftlichen Mitarbeiter
bereits in 2003 eine ständig steigende Belastung durch die Praktika aushalten.
Aber auch mehrere der Dozenten wurden zusätzlich gefordert, indem sie die
Übernahme weiterer Lehrveranstaltungen auf sich nehmen mussten.
Aber es kam noch schlimmer. Zum Ende des Jahres wurde sogar
ein universitätsweiter Einstellungsstop auf alle (!)
Stellen erlassen, der in noch ausgeweiteter Form (Verlängerungsstopp für
Zeitverträge) auch zur Zeit (Februar 2004) noch immer anhält.
Die zwischenzeitlich erlassene Haushaltssperre vom September 2003 wurde dagegen
immerhin aufgehoben. Das hilft aber wenig weiter im Vergleich zur
Stellensperre, die die Chemie am Lebensnerv trifft, denn ohne Assistenten -
keine Praktika, ohne Praktika - keine Scheine etc. Sofern die zunächst angedachten Modelle umgesetzt werden, sind im Laufe des
Jahres 2004 fast 3/4 der wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen betroffen, und
wir brechen zusammen. Deswegen kämpfen wir jetzt gerade um die Vereinbarung
tragfähiger Richtlinien für die Umsetzung einer Minderbewirtschaftungsauflage, die
uns noch genügend Raum für die Aufrechterhaltung der Lehre belassen würde.
Immerhin gelang es der gesamten
Technischen Universität Kaiserslautern, sich zu solidarisieren und in einem
Protestmarsch von über 3000 Studierenden, Mitarbeitern und Professoren
(einschließlich Hochschulleitung und Senat) am Mittwoch, dem 18. Februar 2004,
zur regulären Tagung der Landeshochschulpräsidentenkonferenz, die zufällig
gerade in Kaiserslautern an der Fachhochschule in der Morlauterer
Straße zusammenkam, auf die Finanzierungsmisere hinzuweisen. Die öffentliche
Resonanz war groß. Ob wir etwas bewirken konnten, bleibt abzuwarten.
Ich hoffe, dass ich im nächsten
Schreiben über eine akzeptable Lösung berichten kann und bin mir sicher, dass
Sie uns die Daumen drücken bei unserem Bemühen, den Fachbereich am Leben zu
erhalten.
Mit den besten Grüßen
GNS